Jugendliche packen Notfall-Kisten - Einblicke in die Jugend- und Familienhilfe in der Corona-Krise

Lucy ist 18 und legt Schutzbrillen, Handschuhe und Mundschutz in eine transparente Box. Auch Gerome und Sebastian sind dabei. 40 Kisten wollen sie packen. Für den Ernstfall.

Die Corona-Krise stellt die Jugend- und Familienhilfe vor neue Herausforderungen. So wurden in Kästorf gemeinsam mit Jugendlichen Notfall-Boxen gefüllt, um für eine Corona-Infektion in Wohngruppen gewappnet zu sein.  

Die Kisten werden nun an allen Standorten der Dachstiftung Diakonie, zu der die Diakonische Jugend- und Familienhilfe Kästorf gehört, verteilt und enthalten unter anderem Schutzkleidung, Desinfektionsmittel und Info-Material. Geschäftsführerin der Jugendhilfeeinrichtung, Carola Hahne, bedankte sich herzlich bei den Jugendlichen, die von Kollegen aus der Altenhilfe sowie dem Zentraleinkauf tatkräftig unterstützt wurden. 

Persönliche Beratung – trotz Kontaktsperre?

Lucy, Gerome und Sebastian leben in Kästorf in Jugendwohngruppen. Sie helfen gern und hoffen, dass die Kisten, die sie in mühevoller Arbeit gepackt haben, nicht benötigt werden. Doch wie funktioniert eigentlich Jugend- und Familienhilfe, die so sehr auf den persönlichen Kontakt angewiesen ist, in Zeiten von Kontaktsperren? Was kann man für Familien tun, die auf Beratung und Unterstützung angewiesen sind? Für Familien in prekären Lebenssituationen? Für Eltern, die einen besonderen Hilfebedarf in Erziehungsfragen oder Kinder mit einem besonderen Schutzbedürfnis haben? Für Jugendliche und junge Erwachsene mit psychischen Erkrankungen, die selbständig in eigenen Wohnungen leben?

Eckart Schulte, Regionalleiter der Diakonischen Jugend- und Familienhilfe Kästorf, erklärt: „Wir sind breit aufgestellt. Mittlerweile beraten wir per Telefon, Videochat aber natürlich weiterhin persönlich, also face-to-face.“ Auch Carola Hahne betont: „Dort, wo ein persönlicher Kontakt notwendig oder gewünscht ist, werden wir diesen auch gewährleisten.“ Das sei insbesondere bei Kontrollaufträgen und Kindeswohlschutz der Fall. Aber auch Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen würden den direkten Kontakt benötigen. „Gerade bei Angstproblematiken braucht man in diesen bedrohlich wirkenden Zeiten besonderen Zuspruch“, sagt Schulte. Hier erhöhe sich der Beratungsbedarf in der Krise erheblich.

Kontaktsperre führt zu familiären Spannungen
Experten raten: Notbremse ziehen

Seit gut zwei Wochen befinden sich Familien unter den besonderen Bedingungen der Kontaktsperre. Das Leben findet vornehmlich in den eigenen Vier-Wänden statt. Wer Glück hat, verfügt über Garten oder Grundstück. Naturgemäß wird dies zu familiären Spannungen führen – vermutlich auch Familien, die bisher nicht auf Unterstützung angewiesen waren, können an ihre Grenzen stoßen.

Hier appellieren die Fachkräfte der Jugendhilfe: „Wenn Sie an Ihre Grenzen kommen, ziehen Sie die Notbremse. Können Sie an bestimmten Stellen gelassener reagieren? Müssen alle bisherigen Regeln unter den besonderen Umständen beibehalten werden? Gibt es Bereitschaft, etwas zu verändern?“

Wenn Familien nicht mehr weiterwissen und Hilfe benötigen, stehen sie nicht allein da. Bundesweit gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten, beispielsweise

Aber auch, wer merkt, dass Familien Hilfebedarf haben, kann tätig werden: So kann in einem direkten Gespräch persönliche Hilfe angeboten oder sich beim örtlichen Jugendamt (05371/ 82-888) informiert werden.

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