In sechs Räumen einer komplett eingerichteten Wohnung können die Besucher:innen stöbern und Hinweisen auf häusliche Gewalt nachgehen. Der Neugier sind keine Grenzen gesetzt: Schränke und Schubladen dürfen geöffnet, Tagebucheinträge oder Chatverläufe gelesen werden. Sogar die Gedanken und Gefühle einer gewaltbetroffenen Familie sind per Toniebox hörbar und können so nachgespürt werden.
Die Ausstellung richtet sich insbesondere an Kinder und Jugendliche ab der 9. Klasse. Sie sensibilisiert, informiert und bietet gleichzeitig konkrete Hilfemöglichkeiten an. Ihr Anliegen ist es, präventive Maßnahmen zu fördern und frühzeitig einzugreifen, um das Schweigen zu brechen und Opfern zu helfen. Die Ausstellung bietet daher begleitete Besuche für Schulklassen aller Braunschweiger Schulen an und ermöglicht auch Fachkräften sowie interessierten Privatpersonen einen Besuch.
Durch diesen präventiven Ansatz sollen Besucher:innen mit einem gestärkten Gefühl aus der Ausstellung entlassen werden, um aktiv gegen häusliche Gewalt einzutreten. Gleichzeitig erfahren sie, welche wichtigen Anlaufstellen und Unterstützungsangebote es in Braunschweig gibt und wie erfolgreiche Strategien gegen die Gewalt aussehen können. So können die Besucher:innen auch im privaten Alltag eine Hilfe für sich selbst und für andere sein.
Initiiert wurde die Ausstellung vom „Runden Tisch gegen Häusliche Gewalt Braunschweig“ und wurde mit Förderung der Stadt Braunschweig umgesetzt. Trägerin ist die Diakonische Gesellschaft Wohnen und Beraten im Verbund der Dachstiftung Diakonie. Die Koordination haben die beiden DWB-Kolleginnen Stefanie Kuper und Antonia Marienfeld übernommen. Beide waren vor der Eröffnung voll in Action: Sind die Zimmer gut eingerichtet? Sind alle Texttafeln da? Funktionieren die Tonieboxen? Viele Fragen waren zu klären, bis am 23. April die feierliche Eröffnung stattfinden konnte.
In ihrer Begrüßungsansprache vor rund 50 Gästen aus der Braunschweiger Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft ging Kupfer auch auf den Titel der Ausstellung ein. „Rosenstraße 76" ist eine erfundene Adresse. Sie steht stellvertretend für einen Ort, an dem Gewalt stattfindet. Denn genauso wie es in fast jeder Stadt Deutschlands eine Straße mit dem Namen „Rosenstraße“ gibt, findet auch häusliche Gewalt mitten unter uns statt und ist keine Privatsache. Häusliche Gewalt kann alle Menschen betreffen, unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialer Schicht, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung. Nach wie vor sind vor allem Frauen und Kinder betroffen.
Als Vertreterin der Stadt Braunschweig lobte Sozialdezernentin Dr. Christina Rentzsch das Konzept der Ausstellung. Sie betonte die Bedeutung der Präventionsarbeit. Deshalb sei es gut, dass die Ausstellung einen festen Ort gefunden habe und als dauerhaftes Angebot konzipiert sei. „Die Stadt Braunschweig hat dieses Projekt mit der Finanzierung des Umbaus aus vollster Überzeugung unterstützt und wird es auch weiterhin maßgeblich fördern“, betonte sie.
Unter den Initiator:innen aus den Reihen des „Runden Tisches gegen häusliche Gewalt Braunschweig“ befinden sich Ines Fricke, die als Beauftragte für Jugendsachen in der Polizeiinspektion Braunschweig tätig ist, und Astrid Sutor, Leiterin des AWO-Frauenhauses in Braunschweig. Polizeibeamtin Ines Fricke schilderte eindrücklich ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema, das sie seit den 1980er Jahren beschäftigt. Seitdem treibt sie die Frage um, wie häuslicher Gewalt präventiv begegnet werden kann und ist deshalb dankbar für die Umsetzung der Ausstellung.
Ausstellungsstandort:
Bruchtorwall 6, 38100 Braunschweig
Ausstellungsbesuch:
Der Besuch der Ausstellung ist kostenfrei und dauert i.d.R 90 Minuten - inklusive Pflegezimmer 120 Minuten.
Öffnungszeiten:
Private Gruppen und Schulklassen ab Klasse 9 Termine nach Vereinbarung, Mindestalter 15 Jahre. Anmeldung über das Kontaktformular hier.