Wenn Projektarbeit zur Leidenschaft wird …

Die Herausforderung: ein Projekt mit Kindern durchzuführen. An sich erst mal nichts „Schlimmes“, … jedoch galt es, sowohl die Themenplanung, Projektplanung, Zwischenreflexionen, Dokumentation bis hin zur Präsentation und Evaluation zu leisten. Ganz zu schweigen von der praktischen Durchführung! Eine Mammutaufgabe in meiner Erzieherausbildung, die ich von Oktober 2020 bis April 2021 zu meistern hatte. Antje K.,

Zum Glück gestaltete sich die Themenfindung erstaunlich einfach: Wo ich auch hinsah, überall entdeckte ich kleine Dinosaurier ... Spielzeuge wurden zu Krallen umfunktioniert, der Spielteppich hieß seit Neuestem Dino-City und selbst Konflikte wurden möglichst mit Dino-Gebrüll gelöst. Was lag also näher, als diese Thematik aufzugreifen und mich darauf einzulassen?

Überall: Dinosaurier!

Dabei wusste ich so gut wie nichts von diesen ausgestorbenen Tieren. Also fragte ich die Kinder: „Was wisst ihr?“, „Was wollt ihr noch wissen?“, „Was denkt ihr?“, „Wie könnte man vorgehen?“. Mit meiner impulsgebenden Fragestellung konnte ich die Kinder schnell in die Richtung eines Projekts führen und mit ihnen gemeinsam einen Plan erstellen. Dabei erfuhren die Projektteilnehmenden ihre Selbstwirksamkeit und was es heißt, mit zu bestimmen und teilzuhaben.

Etappenziele wurden mit Dino-Kuchen und Hotdogs gefeiert

Somit entwickelte sich gleich zu Beginn der Projektphase eine feste Stammgruppe: die Dino-Experten. Diese acht Kinder trafen sich jeden Dienstag, um gemeinsam ihre aufgestellten Forschungsziele zu verfolgen. Das Maskottchen der Gruppe (ein T-Rex-Kuscheltier) erhielt in demokratischer Geheimwahl den Namen „Streiffi“ und begleitete die Kinder fortan während jeder Aktion.

Die anderen 17 Kinder der Fuchsgruppe wurden wiederholt bei Aufgaben mit einbezogen und unterstützten die Experten. Außerdem feierten wir Etappenziele stets gemeinsam mit Dinosaurier-Kuchen, Hotdogs und Weihnachtsgebäck in Saurierform ausgiebig.

Wichtig: die (Mit)Bestimmung der Kinder

Wichtig bleibt zu erwähnen, dass das gesamte Projekt in den Händen der Kinder lag. Dies bedeutet, dass sich die Gruppe mit dem gleichen Interessenschwerpunkt gemeinsam auf ihren Weg begab. Sie stellten sich eigene Forschungsfragen, entwickelten gemeinsame Lösungsmöglichkeiten und stimmten sich immer wieder neu untereinander ab. Nur so erhielten die Kinder die Erfahrung einer Selbstwirksamkeit, entwickelten ein enormes Selbstbewusstsein und erlebten eine Wichtigkeit innerhalb der Gemeinschaft.

Eine Unterstützung während ihres Handelns erhielten sie von mir, der Projektleitung. Ich ermöglichte die Umsetzung von Forschungszielen in Form von Aktivitäten, agierte aber eher im Hintergrund und begleitete die Kinder bei Bedarf mit impulsgebender Hilfestellung. Zum Beispiel hinterfragte ich Hintergründe von Handlungsschritten oder bot gegebenenfalls hilfreiche Gegenstände während der Besprechungsrunden der Experten an.

Auf dem Weg zum eigenen Dino-Museum

Nun aber zurück zu den Experten. Während ihrer Projektphase entdeckten diese einen riesigen Brachiosaurus mit drei Eiern, welcher unbedingt einen Anstrich und ein „vorzeigbares“ Nest benötigte. Außerdem waren die Experten als Paläontologen in der Skelettzuordnung von Stegosaurus und Tyrannosaurus Rex tätig. Es wurden wichtige Fragen wie zum Beispiel das Fressverhalten, die Größe und die Waffen der Dinos erforscht und dargestellt. Die entstandenen Ausstellungsstücke sollten, auf Wunsch der Kinder, unbedingt im großen Rahmen präsentiert werden. Also kam es sehr schnell zu der Entscheidung, ein eigenes Dino-Museum der Experten zu eröffnen. Alle Exponate wurden eifrig gesammelt und natürlich vor neugierigen Blicken versteckt.

Die bange Frage: „Haben wir auch wirklich an alles gedacht?“

Endlich war es soweit. Die Dino-Experten gestalten unzählige Einladungskarten, um sie zu verteilen und sogar zu verschicken. Außerdem wurden noch einmal in kleinerer Runde wichtige Fragen besprochen: „Haben wir an alles gedacht?“, „Wie genau soll das Museum aussehen?“, „Wo stellen wir was hin?“, „Wie empfangen wir unsere Besucher?“ usw.

Alle für die Kinder wichtigen Personen wurden eingeladen. Angefangen von der Kita-Leitung, meiner Mentorin, dem Verbandsleiter des CJD über die Personalleitung und dem Bereich der Rehabilitation bis hin zur Haustechnik und meiner Lehrerin.

Darüber hinaus erhielten natürlich auch die Schnellen-Fuchs-Kinder, die Eltern der Experten sowie alle Gruppen der Wilden Wölfe eine Einladung.

Stolz eröffneten die Dino-Experten ihr Museum am 16. + 17. März 2021. Alle Besucher wurden aufgeregt empfangen und mit sehr vielen Informationen von den Kindern durch das Museum geführt. Es gab sogar ein kleines Theater, in dem die Experten das „Dinosauriersterben“ erklärten und die Besucher zum Mitmachen animierten.

Die Projektziele: Interessen zu verfolgen, mit Leidenschaft weiter zu entwickeln und Spaß

Während der gesamten Projektphase erhielten die Kinder die Möglichkeit ihren Interessen zu verfolgen und sich selbst sowohl im fachlichen als auch im sozial-emotionalen Lernbereich weiterzuentwickeln. Aber vor allem standen der Spaß und die Leidenschaft im Vordergrund. Das Dino-Museum entpuppte sich als ein riesiger Erfolg und verschaffte den Kindern ein enormes Maß an Wertschätzung vonseiten aller Besucher. Gestärkt gehen sie sicher schon bald in das nächste Projekt, wenn es heißt: „Wir futtern uns um die Welt!“

Meine Bilanz: Stolz und Dankbarkeit für diese tolle Aufgabe

Für mich persönlich ergaben sich während der Projektphase zahlreiche Erkenntnisse. Ich lernte einfach loszulassen und die Kinder lediglich zu begleiten. Zum Dank dafür erhielt ich die Möglichkeit, einer wunderschönen Beobachtung: Die Dino-Experten wuchsen wortwörtlich mit ihrem eigenen Projekt. Sie sprachen sich untereinander ab, agierten stets miteinander und erforschten gemeinsam ihre aufgestellten Ziele. Sie schafften es, ihre Leidenschaft für Dinosaurier voll zum Ausdruck zu bringen und auf andere zu übertragen. So jagte die Gruppe zusammen mit dem Verbandsleiter des CJD auf allen Vieren, mit viel Gebrüll durchs Museum.

Aber vor allem erlebten sie Teilhabe und eine wertschätzende Wichtigkeit für ihr Tun. Es macht mich stolz und dankbar, diese starken Kinder ein Stück mit begleitet zu haben und freue mich auf noch viele weitere Projekte.

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