Zehn Stolpersteine erinnern an die Opfer von Zwangssterilisation

Es nieselte noch leicht, doch der angekündigte starke Regen blieb glücklicherweise aus, als Gunter Demnig mit Spachtel und Eimer anrückte, um den ersten Stolperstein zu verlegen. Neun weitere folgten am Dienstag bei der Verlegung auf dem Gelände der Diakonie Kästorf. Gunter Demnig, Initiator des größten dezentralen Mahnmals weltweit, den „Stolpersteinen“, hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit der Verlegung dieser an die Opfer des NS-Regimes zu erinnern. In den damaligen Kästorfer Anstalten sind insgesamt 70 Jungen und Männer den Zwangsterilisationen zum Opfer gefallen. Einer von ihnen war Kurt Reinhart, der im Hagenhof lebte, früher Altmännerheim und Jugendhort. Es folgten Stolpersteine für vier ehemalige Bewohner der Arbeiterkolonie und fünf Jungen, die im Erziehungsheimes Rischborn lebten.

Viele Gäste waren gekommen, um bei der Verlegung dabei zu sein. Dr. Steffen Meyer, Historiker der Dachstiftung Diakonie, begrüßte die Gäste und führte zurück in die Zeit der 1930-er und 40-er-Jahre. Musikalisch untermalt wurde die Verlegung vom Hannoveraner Künstler Nicolae Gutu am Akkordeon.  Dr. Jens Rannenberg, Vorstand der Dachstiftung Diakonie führte an, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. „Umso mehr freut es uns, dass Gunter Demnig ein zweites Mal nach Kästorf gekommen ist, um die Schicksale sichtbar zu machen und damit gegen das Vergessen zu wirken.“

Landrat Tobias Heilmann, der auch die Patenschaft für einen der Stolpersteine übernahm, machte deutlich, dass das für ihn eine besondere Ehre sei. Der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Gifhorn, Thomas Reuter, mahnte, dass die Verbrechen des NS-Regime, Mahnung und Warnung dafür sein sollten, auch den Ereignissen in der heutigen Zeit Aufmerksamkeit zu schenken. 

Bei der letzten Verlegestelle am ehemaligen Erziehungsheim Rischborn, kam es zu Verwunderung unter den Gästen.  Gunter Demnig wollte die Steine hier nicht verlegen, da die vorbereiteten Löcher zu groß seien und das Spaltmaß nicht passen würde. Dr. Steffen Meyer griff dies auf und verkündete später die Lösung: „Wir haben intern beschlossen, daraus ein Projekt für die Jugendlichen aus der Einrichtung zu machen. Gemeinsam  mit den Garten- und Landschaftsbauern  werden sie die Steine selbst verlegen – im Einvernehmen mit Gunter Demnig.“

Im Anschluss an die Verlegung der Steine fand eine ökumenische Andacht in der Lazarus-Kirche statt. Martin Wrasmann von der katholischen Kirchengemeinde St. Altfrid, Elsbeth Groh und Gerd Höper lobten die Aktion „Stolpersteine“ als wichtigen Beitrag gegen Gleichgültigkeit und Vergessen.

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