Dachstiftung Diakonie, Stephansstift Kindertagesstätten und Familienzentren

Abrahams Kinder: Eine Kita fördert den Dialog der Religionen

Die, um die es eigentlich geht, waren am Donnerstag bei der offiziellen Eröffnung der muslimisch-christlichen Kindertagesstätte Abrahams Kinder, die getragen wird von der Stephansstift Kindertagesstätten und Familienzentren gGmbH, kaum vertreten.

Dachstiftung Diakonie, Stephansstift Kindertagesstätten und Familienzentren

Die Kinder beziehen ihr neues Domizil erst Anfang August. „Wir möchten, dass sich die Kinder ganz in Ruhe an ihre neue Kita gewöhnen können und haben den Eröffnungstermin daher ganz bewusst zu diesem Zeitpunkt gewählt“, erläuterte Linda Minkus, frisch gebackene Kita-Leiterin den Gästen der Feier. Trotz der Hitze waren dann doch einige Eltern mit ihren Kindern gekommen, um vorab schon mal Kita und Außengelände kennenzulernen.

Die erwachsenen Gäste schauten sich mit großer Begeisterung kleine Stühlchen und Tische, die Puppenecke und den Bauteppich, die Arche Noah in der Playmobil-Version und das Indianerzelt an. Sieht doch aus, wie in jeder anderen Kita, mag manch einer der Gäste gedacht haben. Rein äußerlich unterscheidet sich die neue Einrichtung in Gifhorn also nicht von den bereits bestehenden. Und inhaltlich? „Wir werden bestimmt auf die großen Feste aller Religionen eingehen und den Geburtstag des Propheten Mohamed ebenso feiern wie die Geburt Jesu“, plant Linda Minkus. Damit das gelingen kann, besteht das Kita-Personal sowohl aus christlichen als auch aus muslimischen Erzieherinnen. Die 15 angemeldeten Kinder sind übrigens zu fast gleichen Teilen muslimischen und christlichen Glaubens und konfessionslos.

In seiner Ansprache erinnerte Pastoralreferent Martin Wrasmann vom Bistum Hildesheim an die Vorüberlegungen, die zu Beginn standen: „Die türkische Gemeinde wollte etwas für ihre jungen Familien tun und hat uns um Rat gefragt, wie so eine Kita umzusetzen sei. Dann war bald klar, dass wir das Projekt zusammen machen – zumal sich auch die Dachstiftung Diakonie als Partner einbrachte“, erinnert sich Martin Wrasmann.

Landessuperintendent Dieter Rathing nahm nicht nur die Geschichte von Abraham in den Blick sondern auch die Kritiker der neuen Kita: „Jedem von uns fallen wohl Zeitgenossen ein, denen es gut getan hätte, wenn sie als Kinder in der Begegnung und in der Gemeinschaft verschiedenen Glaubens groß geworden wären. Die rechtspopulistischen Kritiker dieser „Zwei-Religionen-Kita“ hier in Gifhorn zuerst! Es hätte ihnen gutgetan, unter dem pädagogischen Konzept einer religiösen Sensibilität und einer kulturellen Toleranz in unsere Gesellschaft hineinzuwachsen. Manches diffamierende Wort wäre wohl nicht gefallen.“

Yurtsever Rayman von der muslimischen Gemeinde Gifhorn und Vorsitzender des Kita-Komitees stellte klar: „Wir sind Teil der Gesellschaft und gehören zu Gifhorn. Mit diesem Angebot kommen wir auch unseren jungen Familien entgegen. Dieser Kindergarten wird einen Beitrag zu mehr Toleranz und gegenseitigem Respekt leisten.“

Diakonie-Vorstand Hans-Peter Daub lobte das gute Miteinander im Vorfeld und verwies auf den zukunftsweisenden Charakter der Einrichtung, die den Dialog der Religionen fördere: „Ich bin mir sicher, dass uns eine solche Initiative – wie alle vergleichbaren – die Gesellschaft  nicht unverändert lässt.“

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